Welttuberkulosetag am 24. März 2023


Fachkrankenhaus Coswig

Die Tuberkulose wird durch Bakterien aus dem sog. Mycobacterium tuberculosis-Komplex ausgelöst. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über die Atemwege von Mensch zu Mensch. Kleine bakterienhaltige Partikel (Aerosole), welche durch eine erkrankte Person z. B. beim Sprechen, Niesen oder Husten in die Umgebungsluft abgegeben werden, können von anderen Menschen eingeatmet werden und eine Infektion auslösen. Die Erreger befallen überwiegend die Lunge und lösen als erstes Zeichen unter anderem Husten aus, können aber auch fast jedes andere Organ betreffen und schwere Erkrankungen auslösen. Die häufigste Form beim Menschen ist die Lungentuberkulose. Meist bleibt die Erkrankung jedoch unbemerkt und schlummert im Körper. Etwa 10 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr daran. Der Welttuberkulosetag soll daran erinnern, auf die Krankheit aufmerksam zu machen.

Im Interview mit Dr. med. Holm Bigl beantwortet der Facharzt für Innere Medizin und Pulmologie Fragen rund um die Krankheit. Dr. Bigl ist seit 2012 im Fachkrankenhaus Coswig. Seit Ende 2022 ist er auf unserer Infektionsstation A-2 als Funktionsoberarzt tätig und hat sich auf diesem Gebiet spezialisiert.

Welche unterschiedlichen Formen der Krankheit gibt es?
Die Tuberkulose befällt am häufigsten die Lunge, es können jedoch auch andere Organe (sog. extrapulmonale Tuberkulose) oder mehrere Organe gleichzeitig betroffen sein. Nicht jede Infektion führt zu einer Erkrankung. Etwa 90 Prozent er Menschen, welche sich mit Tuberkulose infiziert haben, bleiben lebenslang gesund.

Wie häufig ist die Tuberkulose in Deutschland?
In Deutschland ist die Erkrankung selten (ca. fünf Erkrankungen / 100.000 Einwohner). In anderen Ländern, u. a. in vielen Ländern Osteuropas, in Asien und in Afrika, sind die Erkrankungszahlen deutlich höher. Erschwerend kommen noch gehäufte Resistenzen gegen die Standard-Medikamente hinzu.

Wie kann ich mich davor schützen?
Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über die Atemwege von Mensch zu Mensch, jedoch ist die Tuberkulose keine leicht übertragbare Erkrankung. Die Ansteckungsgefahr hängt grundsätzlich von Dauer und Intensität des Kontaktes sowie von der Menge der ausgeschiedenen Bakterien des Erkrankten ab. Da Ansteckungen im Regelfall von Personen mit unspezifischen Symptomen ausgehen und deren Tuberkuloseerkrankung nicht bekannt ist, gibt es somit keine allgemeingültigen Empfehlungen oder Verhaltensmaßnahmen.

Was sind typische Symptome der Krankheit?
Die Erkrankung führt zu uncharakteristischen Beschwerden, insbesondere zu länger anhaltendem Husten mit oder ohne Auswurf (selten mit Blutbeimengung ), Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Müdigkeit, leichtem Fieber und Nachtschweiß. Besonders zu Beginn können die Beschwerden nur gering ausfallen oder gänzlich fehlen.

Bei den extrapulmonalen Tuberkulosen richten sich die Beschwerden zumeist nach dem betroffenen Organ.

Wie gut kann die Krankheit behandelt werden? Wie lange dauert die Behandlung?
Eine unkomplizierte Tuberkulose ist grundsätzlich gut mit Medikamenten behandelbar, die Therapiedauer beträgt im Regelfall sechs Monate, wobei in den ersten zwei Monaten eine Vierfach-, anschließend vier Monate eine Zweifachtherapie zur Anwendung kommt. Bei einer nachgewiesenen Medikamentenresistenz kann sich die Therapiedauer auf bis zu 18 Monate und mehr verlängern.

Wie sind die Genesungsaussichten und bleiben Langzeitfolgen?
Das Therapieziel ist die Heilung der Erkrankung, welche in der Regel auch erreicht wird. Wichtig ist hierbei die regelmäßige Einnahme der Medikamente bis zum gesetzten Therapieende, auch wenn sich die erkrankte Person im kurzfristigen Verlauf besser bzw. gesund fühlt. Langzeitfolgen, insbesondere in Form von Belastungsluftnot, sind bei schweren Verlaufsformen mit anhaltender Zerstörung erheblicher Teile der Lunge möglich.

In Deutschland ist die Tuberkulose eine meldepflichtige Krankheit, die beim Gesundheitsamt angezeigt werden muss. Da es derzeit keinen wirksamen Impfschutz gibt, ist die wichtigste vorbeugende Maßnahme, infizierte Personen möglichst frühzeitig zu entdecken und im besten Fall rasch sowie effektiv zu behandeln.