Im Kampf gegen die Nikotinsucht


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Das Fachkrankenhaus Coswig ist bereits seit Jahren durch das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen mit dem „rauchfrei plus“ Siegel ausgezeichnet und darf damit den Gold-Status Titel "Rauchfreies Krankenhaus" tragen. Einen großen Beitrag im Kampf des Hauses gegen die Nikotinsucht ist die professionelle Beratung in Sachen Raucherentwöhnung, welche PatientInnen und MitarbeiterInnen angeboten wird. Wir haben mit den Kolleginnen Judith Stonner und Josefine Maennel gesprochen – beide Psychologinnen der Klinik – und mehr zum Thema Raucherberatung im Fachkrankenhaus Coswig zu erfahren… 

Seit wann gibt es die Raucherberatung im Fachkrankenhaus Coswig und was beinhaltet sie?

Die Beratung zur Tabakentwöhnung gab es schon bevor wir im Haus beruflich tätig waren und wurde von unserer psychologischen Vorgängerin mit der Mitgliedschaft im Deutschen Netz rauchfreier Krankenhäuser (seit 2006) etabliert. Das Aufgabenspektrum beinhaltet vor allem Motivationsarbeit und Unterstützung Betroffener in der konkreten Umsetzung des Rauchstopps, Beratung zu Alternativen, Kohlenmonooxidmessungen, Beratung zu Nikotinersatztherapien sowie ambulante Weitervermittlung.

Gibt es hier hohen Bedarf – sowohl bei den PatientInnen als auch MitarbeiterInnen?

Der Bedarf hat spürbar nachgelassen - oder zumindest die Nachfrage nach Beratungen. Möglicherweise schaffen es mehr Menschen, ohne Unterstützung mit dem Rauchen aufzuhören. Eine andere Hypothese ist, dass durch die zunehmend kürzere Verweildauer und die insgesamt erhöhte Arbeitsdichte der MitarbeiterInnen das Rauchverhalten nicht mehr so konsequent erfragt wird und es schwieriger wird, ein freies Zeitfenster für die Beratung zu finden. Vor einigen Jahren kamen auch MitarbeiterInnen in unserer Beratung. Dies haben wir nun längere Zeit nicht mehr erlebt. Dennoch sieht man immer noch viele KollegInnen, die in der Pause zum Rauchen gehen. 

Können Sie einschätzen, welche Erfolgschancen in der Raucherentwöhnung mithilfe Ihre wertvolle Tätigkeit zu erwarten sind?

Im Rahmen der Gold-Zertifizierung haben wir mehrmals eine 1-Jahres-Nachbefragung durchgeführt. Darin objektivierte sich eine durchschnittliche Abstinenzrate nach 12 Monaten von 50 Prozent. Das heißt, dass die Hälfte der Patienten, die beraten worden sind und an der Jahresbefragung teilnahmen, rauchfrei geblieben sind. 

Gibt es zum Thema Raucherentwöhnung im Fachkrankenhaus noch Maßnahmen oder Punkte, die weiter ausgebaut werden sollen?

Ein großes Thema ist für uns die weiterführende Beratung nach der Entlassung, wenn die Menschen wieder in ihrem gewohnten Umfeld sind. Gerade da sind die Herausforderungen groß, rauchfrei zu bleiben und es bedarf eigentlich genau dann weiterer Unterstützung. Hier sehen wir eine Versorgungslücke, vor allem für immobile Patienten, die nicht ohne weiteres zum Rauchfrei-Kurs in eine wohnortnahe Suchtberatungsstelle gehen können. 

Welchen Tipp für den ersten Schritt in Richtung rauchfrei können Sie Betroffenen an dieser Stelle auf den Weg geben?

Der erste wichtige Baustein ist ganz klar die eigene Motivation. Ohne diese wird es schwer, dauerhaft rauchfrei zu werden. Und dies ist häufig der Knackpunkt. Um die gesundheitlichen Risiken wissen Raucher bestens Bescheid, aber aus verschiedenen Gründen führt es nicht zu einer Veränderungsmotivation. Ist der Entschluss aber erstmal gefasst, dann geht es oft leicht von der Hand. Viele Menschen berichten uns, dass sie sich Alternativen suchen wie Sport, handwerkliche Arbeiten oder schlicht Kaugummi kauen oder Bonbons lutschen. Einige brauchen mehr Unterstützung und gehen in einen Rauchfrei-Kurs, nutzen Nikotinersatztherapien und sogar die Hypnotherapie. Mittlerweile gibt es auch Apps, die täglich den Weg zur Rauchfreiheit begleiten und unterstützen.

Ein herzliches Dankeschön den Kolleginnen für das interessante Gespräch!

 

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