Thoraxchirurgie-Innovation: Lungenchirurgen aus Coswig kombinieren technische Genauigkeit mit feiner Fingerfertigkeit

Das Team von Chefarzt Dr. Steffen Drewes und dem leitenden Oberarzt Dr. med. Alexander Kern schafft die Verbindung der Vorteile der Robotertechnik und der notwendigen Nähe des Operateurs während sensibler Operationen im Thorax. Gemeinsam mit den südkoreanischen Spezialisten von Livsmed haben die sächsischen Thoraxchirurgen eine Möglichkeit gefunden, selbst schwer zugängliche Bereiche von Brustkorb und Lunge für jeden geübten Operateur erreichbar zu machen – ohne einen teuren Roboter dafür im Einsatz haben zu müssen.

Bereits im April wurden im Fachkrankenhaus Coswig die deutschlandweit erste Zwerchfellraffung und erste Thymektomie in minimal-invasiver Technik mit dem ArtiSential®-System durchgeführt – ohne den Einsatz eines Roboters, aber mit der gleichen operativen Qualität!

Genau dieser Ansatz einer hoch effizienten Operation einerseits mit allen Vorteilen der Robotertechnik und der Erhaltung der operativen Direktheit durch die reine „Verlängerung“ der Hände des Operateurs hat den Ausschlag für die Innovation gegeben.

Die Ausgangslage im vergangenen Jahr: Jede größere Klinik musste zwangsläufig in die Anschaffung eines oder sogar mehrere robotergestützter Operationsgeräte investieren. Es gab schlichtweg keine wirklichen Alternativen, da alle anderen operativen Mittel bei komplizierten Eingriffen nur unter schwierigen Bedingungen einsetzbar und ausschließlich von den Top-Chirurgen optimal durchführbar waren. Mit der robotergestützten Chirurgie wurden Eingriffe möglich, die ansonsten fast nicht durchführbar waren.

Vorteile der Robotertechnik:

• Künstliche Verlängerung der „Arme“ des Operateurs
• Einfache, auf Dauer problemfreie Fixierung der Position des Operationsbestecks im Brustkorb
• Freies Abwinkeln des „Handgelenkes“ des Roboterarms ohne Einschränkung (360°)
• Komplette Synchronisation mit dem Operateur an den „Geräten“ außerhalb des Operationsbereiches
• Kleinste Schnitte (minmal-invasiv) – dadurch schnellere Wundheilung

Das Team des Thoraxchirurgie-Kompetenzzentrums von Coswig sah in diesem Dilemma von hohen Kosten für einen Roboter und nicht optimaler Operationsmöglichkeit aber eine Chance und suchte weltweit nach Lösungen für kleinere Spezialkliniken. Mit dem in Südkorea schon vielfach, wenn auch nicht direkt dafür, angewendeten ArtiSential®-Geräte-Set ist nun der Durchbruch gelungen.

Chefarzt Dr. med. Steffen Drewes zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen nach den ersten Eingriffen. Die Operationszeiten müssen noch besser werden, aber während des Eingriffs haben sich erstaunliche Möglichkeiten ergeben. Der große Nachteil der Robotertechnik, dass der Operateur eben nicht direkt am Patienten steht und auf Problemsituationen erst verspätet reagieren kann, sei nun komplett ausgehebelt, so Dr. Drewes.

Der Chirurg kann während der Operation Bereiche im Operationsfeld betasten. Quasi nur fühlbare Strukturen, etwa kleine Metastasen oder Knoten unterhalb der sichtbaren Schicht, können so ohne einen nochmaligen Eingriff oder aufwändige bildgebende Zusatzverfahren gleich „miterledigt“ werden. Ein Vorteil, die OP-Roboter schlicht nicht in derselben Genauigkeit bringen können!

Anwendungsgebiete vom ArtiSential®-System

• Zwerchfellraffungen
• Thymektomien
• Minimal invasive Lungenresektionen
• Metastasenresektionen in Kombination mit einer Laser-Operation

Für die Krankenhäuser dürfte sich die Innovation aus Coswig in naher Zukunft als sehr interessant herausstellen. Die Anschaffung und der Betrieb von OP-Robotern ist sehr kostspielig. Zusätzlich muss die Auslastung dieses Gerätes optimal sein, da ansonsten der Kostendruck noch größer würde. Von der optimalen IT-Ausstattung ganz abgesehen, sind auch die Schulungen der Operateure am System sehr aufwändig.

Anders beim neuen ArtiSental®-System – die Anschaffung ist überschaubar und der laufende Einsatz nach Aufwand und Bedarf steuerbar. Dadurch umgehen gerade kleinere Häuser die Kostenfalle Roboter und bleiben gleichzeitig konkurrenzfähig. Das Fachkrankenhaus Coswig wird gemeinsam mit dem Hersteller Livsmed eine Schulungs- und Ausbildungsstätte schaffen, die eine bestmögliche Handhabung und den optimalen Einsatz des neuen Systems zum Ziel hat. Ganz im Sinne eines Kompetenzzentrums für Thoraxchirurgie!

Mai 2021