Mit dem Laser gegen Tumore


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Mit dem Laser gegen Tumore

Von Peggy Zill

Patienten aus der ganzen Welt kommen ins Fachkrankenhaus, um sich behandeln zu lassen. Der Laser hat mehrere Vorteile.

Den jungen Mann aus China hatten die Mediziner in seiner Heimat quasi aufgegeben. Er hat einen seltenen Tumor - ein sogenanntes Sarkom, mit vielen Lungenmetastasen, was für diese Art Tumore typisch ist. "Eine konservative Behandlung ist sehr häufig erfolglos", erklärt Dr. Steffen Drewes, der im Fachkrankenhaus Coswig die Thoraxchirurgie leitet. Doch bevor gar nichts getan wird, entschloss sich Drewes, dem Mann zu helfen. 40 Metastasen entfernte er allein aus einer Seite der Lunge. Aufgrund der großen Anzahl der Metastasen war das nur mittels Laser möglich, um möglichst viel Lungengewebe zu erhalten. Sinnvoll und technisch möglich sind es normalerweise maximal 25 Metastasen auf beiden Seiten, die mit einem Laser aus dem Gewebe getrennt werden.

Etwa 300 Mal im Jahr ist der Laser im Coswiger Fachkrankenhaus im Einsatz. Davon in 180 Fällen bei Patienten mit Metastasen, der Rest sind andere Operationen. Drewes und seine Kollegen verfügen unterdessen über ausgewiesene Expertise. Die Patienten kommen aus der ganzen Welt nach Coswig - in der Hoffnung auf Heilung. "Nicht immer können wir helfen", gibt der Chefarzt zu. Auch die Überlebenschancen steigen nicht unbedingt. "Aber die Lebensqualität, weil mit dieser Methode mehr gesundes Gewebe erhalten bleibt."

Die Operationsmethode eignet sich vorwiegend für Menschen, die an Primärtumoren in Darm, Nieren oder Brust leiden und deren Tumore Metastasen in die Lunge gestreut haben. Entwickelt wurde das Verfahren von Professor Axel Rolle, langjähriger Chefarzt für Thorax- und Gefäßchirurgie am Coswiger Krankenhaus. Der hatte lange geforscht, um einen Laser mit der passenden Wellenlänge für Operationen an der Lunge zu finden. Der Vorteil: Der Laser schneidet die Metastase präzise aus dem Lungengewebe. Es blutet kaum. Das Hochleistungsgerät verödet sofort die umgebenden Blutgefäße. Das Gewebe ringsrum bleibt erhalten.

Eine andere Möglichkeit wäre, mit sogenannten Staplern zu arbeiten. Das sind kleine Titan-Klammern, die das Gewebe abdrücken und um die dann herumgeschnitten wird. Bei der sogenannten Lungenkeilsektion wird viel gesundes Lungengewebe mit entfernt, was die Anzahl der Metastasen, die insgesamt entfernt werden können, verringert. Und noch einen Vorteil hat das Coswiger OP-Verfahren: In manchen Fällen lässt sich die Chemotherapie verschieben. "Etwa ein Drittel der Patienten können wir mit so einem Eingriff heilen."

Bei der Coswiger Methode kommen die Ärzte über einen zehn bis zwölf Zentimeter großen Schnitt an der Seite an die Lunge. Das nicht belüftete Organ wird genau abgetastet, um zu differenzieren, was Metastase und was ein Bronchus ist. Im CT können nicht alle Strukturen sicher erkannt werden. 25 Prozent der Metastasen werden erst während der OP entdeckt. Die können entweder wenige Millimeter oder bis zu 13 Zentimeter groß sein. "Entscheidend ist nicht die Anzahl, sondern die Lage", erklärt Drewes. Wenn die Metastasen zu nah an lebensnotwendigen Gefäßen oder Bronchien liegen, wird es schwierig. Mit dem Laser, aber einfacher, weil er präziser arbeitet, als ein Skalpell.

Trotzdem hat sich die Lasermethode bisher nicht durchgesetzt, bedauert Steffen Drewes. "In den USA gibt es keinen einzigen Laser." Er vermutet dahinter vor allem ein Marketingproblem. In Deutschland gibt es zwar einige Häuser, die auch mit Laser operieren. "Aber von den OP-Zahlen her machen wir das am häufigsten", so Drewes.

Mit seinen Patienten aus dem Ausland hält der Arzt über E-Mails Kontakt. Der Chinese, den er im vergangenen Jahr operiert hat, ist noch nicht geheilt. "Aber er hat den Eingriff gut überstanden."

Quelle: SZ/ Peggy Zill, SZ Radebeul vom 05./06.10.2019 S. 11